Im Laufe meines Lebens habe ich viel durchprobiert, aber ich bin doch bei den nicht von Dir geschätzten Klassikern hängen geblieben: Schach, Go und Backgammon. Früher habe ich manchmal noch Gomoku (5in einer Reihe auf dem Go-Brett) gespielt, noch früher Mühle und Dame.
Go bietet mit seinen einfachen Regeln und dennoch höherer Komplexität als Schach m.E. am meisten. Man muss aber einige Jahre Zeit mitbringen, um es gut zu lernen.
Ich finde, dass sich die drei Spiele sehr gut ergänzen. Schach und Go sind streng deterministisch (also frei von jedem Zufallsfaktor), jedoch strukturell komplett unterschiedlich. Wird im Schach eine vorgegebene Grundstellung, die ihre Wurzeln in gesellschaftlichen Strukturen findet, umformiert, und kann Schach im fernen Sinne mit einem Stellungskrieg verglichen werden, so betrachte ich Go eher als Guerillakrieg und die spielerische Umsetzung taoistischer Prinzipien. Beim Go beginnt man auf einem leeren Brett und erschafft soz. ein Universum ohne die restriktive Vorgabe einer vordefinierten Stellung. Beim Schach ist das Spielziel die Jagd nach einer bestimmten Figur (dem gegnerischen König); dieser Jagd können alle anderen Figuren skrupellos geopfert werden. Beim Go hat man dagegen mit gleichwertigen Spielsteinen zu tun, man hält die Partie stets in einem labilen Gleichgewicht und versucht am Ende lediglich ein wenig mehr Gebiet (=das größere Stück des Kuchens) zu bekommen als der Gegner. Backgammon hat den Glückseffekt dabei, aber über mehrere Spiele gleicht sich der statistisch aus. Backgammon erinnert mich wie auch Go sehr oft ans echte Leben, öfter als Schach jedenfalls, wobei hier der Würfeleffekt lebensnähe hoch zwei bedeutet: Auch im echten Leben wird man manchmal in eine Situation geworfen (das Leben verteilt sozusagen die Karten oder wirft die Würfel, was einem Schicksalsschlag gleichen kann), und man muss das Beste aus der Situation machen. Manchmal führt dies zu einem großen Gewinn, manchmal kann man nur den Verlust minimieren.